STRAUMANN GROUP

Mit Innovationsgeist und Verantwortung die Mundgesundheit verbessern

Die Straumann Group ist einer der weltweit führenden Hersteller von ­Zahnimplantaten und hat die Entwicklung der Branche wesentlich geprägt. Den Erfolg verdankt Straumann ihrem Ethos sowie der Innovationskultur: Neue Produkte und Dienstleistungen erarbeitet sie gemeinsam mit ihren Kunden, den Zahnärzten und Zahnkliniken. So hat sich die Firma vom ­Hersteller von Zahnimplantaten zum Gesamtanbieter für ästhetische Zahnmedizin entwickelt.

Wer Fotos aus früheren Zeiten anschaut, dem fällt auf, dass die Menschen kaum lachen. Das hat nicht bloss mit langer Belichtungszeit und sozialen Konventionen zu tun, sondern auch damit, dass es damals nur wenige Möglichkeiten gab, Zahnfehlstellungen und Zahnerkrankungen zu behandeln. Knochenbrüche und Zahnschmerzen gehörten zu den schlimmsten Geisseln der Menschheit. Die einzige Behandlung von schmerzenden Zähnen bestand oftmals darin, sie zu ziehen. Füllungen und Zahnersatz waren ein Privileg der Oberschicht und meist mit weiteren Schmerzen und Komplikationen verbunden. «Für jedes Kind ein Zahn», diese alte Hebammenweisheit macht deutlich, dass viele Menschen ab dem Erwachsenenalter ein immer lückenhafteres Lächeln zeigten. Erst im Lauf des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die moderne Zahnmedizin. Seither können Krankheiten und Fehlstellungen von Zähnen immer wirksamer behandelt werden. Seit einigen Jahrzehnten vollzieht sich sogar eine stille Revolution im Mund: Die Implantat-Technologie macht es möglich, auch verlorene Zähne dauerhaft zu ersetzen. Davon profitieren nicht nur Menschen mit Zahnerkrankungen, sondern auch solche mit Zahnunfällen.

Straumann als Wegbereiterin der «Revolution im Mund»
Die Straumann Group mit Hauptsitz in Basel gehört zu den Wegbereitern dieser Revolution im Mund; denn seit mehr als 30 Jahren konzentriert das Unternehmen seine Geschäftstätigkeit auf Dentalimplantate und in jüngerer Zeit zusätzlich auf transparente Zahnschienen, Intraoral-Scanner und digitale Plattformen. Gegründet wird die Firma 1954 als «Institut Dr. Ing. Reinhard Straumann AG» im basellandschaftlichen Waldenburg. Der Uhrenindustrielle Dr. Ing. h.c. Reinhard Straumann (1892–1967) ist ein bekannter Unternehmer, Erfinder, Skisprungexperte und Fliegeroffizier. Reinhard Straumann erforscht neue Werkstoffe und Bestandteile für Uhren. Sein Sohn Fritz Straumann entwickelt daraus eine Firmengruppe mit Unternehmen für chirurgische Implantate, Uhrenkomponenten, Heiztechnik und Zahnimplantate. 1990 übernimmt Thomas Straumann in der dritten Generation das Unternehmen und fokussiert sich fortan im «Institut Straumann» auf die Zahnimplantologie, weil er in diesem Bereich das grösste Potenzial sieht. Diese Einschätzung erweist sich als geradezu prophetisch: Dank der Weitsicht von Thomas Straumann entwickelt sich die Straumann Holding AG zwischen 1990 und 2023 zu einem Weltmarktführer in der ästhetischen Zahnmedizin. Die Zahl der Angestellten steigt in diesem Zeitraum von 25 auf mehr als 11 000 weltweit. Das Unternehmen hat heute eine Präsenz in 100 Ländern und einen Umsatz in der Grössenordnung von 2 Milliarden Franken.

Die Straumann TLX und BLX Implantatsysteme.

«Wir sind überzeugt von unserer Qualität»
«Mich begeistert, dass ich mit meiner Arbeit Menschen helfen kann. Und unser Produkt ist wahnsinnig gut. Wir sind so überzeugt von unserer Qualität, dass wir eine lebenslange Garantie auf die Implantate geben», beschreibt Mischa Häfelfinger seine Motivation – und die vieler anderer Straumann-Mitarbeitenden. Der Country Manager Schweiz arbeitet seit zwölf Jahren für das Unternehmen und schätzt die starke Unternehmenskultur: Die Mission von Straumann ist es, weltweit der kundenorientierteste und innovativste Anbieter im Bereich der Mundgesundheit zu werden. So will das Unternehmen zu einer Welt beitragen, in der schöne Zähne eine Quelle für Selbstvertrauen und ein positives Selbstwertgefühl sind. Entsprechend möchte Straumann bis 2030 jedes Jahr 10 Millionen Lächeln perfektionieren – mit hochwertigen Implantaten oder zielgerichteter Kieferorthopädie. Mischa Häfelfinger ergänzt: «Die Zahngesundheit hat einen enormen Einfluss auf die systemische Gesundheit der Menschen, das wird oft unterschätzt.»

Straumann versteht sich als Innovator in der Branche und ist wegweisend für die technische Entwicklung der Implantologie, so das Urteil von Mischa Häfelfinger: 1997 hat das Unternehmen die sandgestrahlte und mit Säure behandelte Implantatoberfläche SLA entwickelt. Diese heilt besonders gut im Knochen ein – so kann das Implantat schneller belastet werden. Mit der neuen Oberfläche SLActive kann ab 2005 die Einheilzeit nochmals halbiert werden. 2009 folgt als Materialinnovation Roxolid, eine Legierung aus Titan und Zirkonium. Damit werden kleinere, schmalere und weniger invasive Implantate möglich – zum Beispiel für Patienten mit wenig Knochensubstanz. Zwei von drei Patienten, die ein Implantat bekommen, benötigen einen Knochenaufbau. Deshalb produziert Straumann in den Nullerjahren ein vollsynthetisches Knochenersatzmaterial und vollzieht damit einen richtungsweisenden strategischen Schritt hin zum Anbieter von Gesamtlösungen.

«Heutzutage entstehen Innovationen praktisch immer als Teamleistung.»

George Räber, Head Global R&D and Innovation, Straumann Group

Wegleitend ist die «Tochterfrage»
Mit dem Erwerb der Firma Etkon, die im Bereich des computergesteuerten Designs und der Fertigung von prothetischen Versorgungen tätig ist, wagt Straumann 2007 den Einstieg in die digitale Zahnmedizin. Im Zuge der globalen Rezession ab 2008 passt Straumann nach schmerzlichen Einschnitten die Strategie an und rückt ab 2012 mit dem Erwerb der brasilianischen Zahnimplantat-Marktführerin Neodent ins preisgünstigere Segment vor. «Auch im Value-Segment wollen wir die Besten sein, bei der Qualität darf es keine Kompromisse geben», stellt Stephan Oehler klar. Der erfahrene Spezialist aus dem Bereich Technology und Testing arbeitet seit 31 Jahren im Unternehmen. Bei der Frage, ob ein Produkt den Qualitätsansprüchen genügt, hilft jeweils die «Tochterfrage»: «Wäre diese Lösung so gut, dass du sie auch deiner Tochter in den Mund setzen ­würdest?» Nur diese Produkte bringt Straumann tatsächlich auf den Markt.

Nach diversen Akquisitionen und Joint-Ventures überschreitet Straumann 2017 beim Umsatz erstmals die Milliardengrenze. Mit dem Kauf der Firma ClearCorrect für Zahnkorrekturen mit transparenten Kunststoffschienen steigt die Firma im selben Jahr in einen neuen Geschäftsbereich mit grossem Potenzial ein – die Kieferorthopädie. Die Akquisitionswelle entspricht klar der langfristigen Geschäftsstrategie, kommentiert Stephan Oehler: «Wir wissen, wo wir gut sind, und wo weniger – dort suchen wir uns einen Industriepartner, der die Technologie mit uns zur Reife bringt, und einen wissenschaftlichen Partner, wie die Universität Basel oder die Universität Barcelona.»

Digital Workflow für die Zahnmedizin.

Weltweit Zugang zur zahnmedizinischen Versorgung verbessern
Um trotz des explosionsartigen Wachstums dauerhaft erfolgreich zu sein, sind gemeinsame Werte unabdingbar. Deshalb wurde auf Verwaltungsratsebene eine Taskforce zum Thema Nachhaltigkeit gegründet, um die Rahmenbedingungen festzulegen. «Das ist ein klares Signal auch an die Mitarbeitenden: Wir nehmen das Thema wirklich ernst», urteilt Marcel Kellerhals, Head Sustainability. Die Nachhaltigkeitsstrategie von Straumann umfasst vier Dimensionen: Erstens möchte das Unternehmen die zahnmedizinische Versorgung voranbringen. Das bedeutet konkret, für Menschen auf der ganzen Welt den Zugang zur zahnmedizinischen Versorgung zu verbessern. Ein wichtiger Baustein ist auch, die Qualifikation der Zahnärztinnen und Zahnärzte zu fördern, denn Implantologie ist oftmals nicht Bestandteil des Studiums. Deshalb hat Straumann in diversen Regionen der Welt Trainingscenter aufgebaut. Gemäss dem Commitment des Unternehmens sollen 35 Prozent aller Trainings in Ländern mit tiefem oder mittlerem Einkommen stattfinden. Straumann ist zudem Partner des ITI, des «International Team for Implantology». Dieses unabhängige Forschungsinstitut ist eine treibende Kraft bei der Förderung der fachlichen Fortbildung und des Wissensaustausches.

Diversität als Chance
Zweiter Aspekt der Nachhaltigkeitsstrategie ist es, Menschen zu stärken und zu befähigen. Marcel Kellerhals hält dazu fest: «Es gehört zu unserer Kultur, dass wir den Mitarbeitenden etwas zutrauen und ihnen Vertrauen schenken. Inklusion und Diversität verstehen wir als Chance, und daher fördern wir unter anderem gezielt Frauen.» Bis 2026 soll mindestens die Hälfte aller Führungspositionen von Frauen besetzt werden, ein ambitioniertes Ziel in einem Technikunternehmen. Zudem hat Straumann das Women Implantology Network (WIN) ins Leben gerufen. Es will Zahnärztinnen für das Feld der Implantologie begeistern, positive Rollenvorbilder bieten und einen Erfahrungsaustausch ermöglichen.

Als drittes Anliegen hat sich Straumann den Schutz des Planeten und die Fürsorge für die Menschen unserer Gesellschaft auf die Fahnen geschrieben. Unter diesem Aspekt minimiert Straumann seine Emissionen und will bis 2040 emissionsneutral werden. Bereits 2024 will das Unternehmen ausschliesslich erneuerbare Energien verwenden. Ausserdem betreibt Straumann ein verantwortungsvolles Abfallmanagement, reduziert den Verbrauch an Material, Energie und Wasser und übernimmt Verantwortung für die Lieferketten. «Darüber hinaus engagiert sich Straumann gesellschaftlich, damit auch benachteiligte Menschen die Chance auf hochwertigen Zahnersatz erhalten», ergänzt Silvia Dobry, Leiterin der Unternehmenskommunikation und Philanthropie. Als Beispiel nennt sie das Programm «Straumann AID» und «Let them shine» in den USA. Viertens gehört zum Nachhaltigkeitskonzept, stets integer zu handeln. Straumann versteht sich als Unternehmen mit ethischem Konzept und möchte ein positives Beispiel sein. Darum stellt die Firma sicher, stets im Einklang mit den relevanten Normen, Vorschriften und Bestimmungen zu handeln.

Oben v.l.n.r.:
George Räber, Head Global R&D and Innovation
Stephan Oehler, Head of Technology & Testing Group
Marcel Kellerhals, Head of Sustainability & Investor Relations

Unten v.l.n.r.:
Mischa Häfelfinger, Country Manager Switzerland/Head of Hub Eastern Europe
Janine Thurnherr Ullman, Head Straumann AXS

Disruption durch Digitalisierung
Aktuell verursacht die Digitalisierung erneut einen starken Wandel in der Zahnmedizin. Auch für die Implantat-Technologie ergeben sich ganz neue Möglichkeiten, berichtet Janine Thurnherr Ullman. Sie ist Head von Straumann AXS und damit Spezialistin für die Digitalisierung der Zahnmedizin: «Vor allem die Künstliche Intelligenz hat viel Potenzial. Bald werden Zahnärzte beim Setzen der Implantate auf einer virtuellen Karte des Kiefers jeden Arbeitsschritt in Echtzeit verfolgen.» Schon heute könne man präziser und effizienter arbeiten als je zuvor. «Dank besserer Datenlage lässt sich etwa der Zahnstatus von früher originalgetreu rekonstruieren.» Auch für die Prävention eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten: Durch Big Data könnte es bald möglich sein, allfällige Komplikationen frühzeitig vorherzusagen und auf Basis genetischer Faktoren individuelle Präventionspläne zu erstellen.

Janine Thurnherr Ullman kommentiert: «Heute kommt die Kompetenz von Straumann zum Einsatz, wenn es für den Zahn bereits zu spät ist. In Zukunft können wir hoffentlich dazu beitragen, dass es gar erst nicht so weit kommt.» Künftig werden sich Zahnärztinnen und Zahnärzte viel stärker mit ihrem Umfeld vernetzen als heute, etwa mit ihrem Labor, ihren Zulieferern und auch mit ihren Patientinnen und Patienten. Deshalb arbeitet Straumann an einem Online-Portal für Zahnärzte. Dieses soll den Zahnärzten und Zahnlaboren ermöglichen, individualisierte Behandlungspläne und Produkte mit ein paar Clicks zu bestellen. Es kann aber auch für die Endkunden genutzt werden. So wäre denkbar, dass die Patienten Visualisierungen verschiedener Behandlungsoptionen zuhause in Ruhe anschauen und mit dem Partner besprechen können. «So bauen wir ein ganzes Universum der ganzheitlichen Zahnmedizin», fasst Janine Thurnherr Ullman zusammen.

Innovation dank «Player-Learner-Spirit»
Disruptionen wie den Innovationsschub durch KI sieht Straumann als Chance, kommentiert Dr. George Räber. Der Biomedical Engineer arbeitet seit 2005 für die Firma, leitete seit 2013 das globale Produktmanagement und ist heute Head Global R&D and Innovation. Das Unternehmen stelle sich immer wieder folgende Frage: «Welche Innovation kann unser Business zerstören? Und dann wollen wir derjenige sein, der diese Innovation realisiert.» Aktuell baut Straumann in drei Kontinenten Innovation Centers auf: in der Schweiz, in den USA und in China. «Heutzutage entstehen Innovationen praktisch immer als Teamleistung. Voraussetzung dafür ist eine Kultur, in der die Menschen bereit sind, ihr Wissen zu teilen», sagt George Räber. Im disruptiven Umfeld einer sich stetig verändernden Zahnmedizin brauche es einen «Player-Learner-Spirit», also eine Mentalität des spielerischen Ausprobierens, damit Straumann den Wandel gestalten und sich stetig weiterentwickeln kann.

Innovation dürfe indes nicht zum Selbstzweck werden: «Eine fancy Technologie, die kein Problem beim Kunden und damit letztlich beim Patienten löst, bringt nichts.» Die Kunst sei es, aus allen Anliegen der Kunden diejenigen herauszufinden, die wirklich einen Mehrwert bringen. Deshalb entwickelt Straumann im Rahmen von Design Sprints Innovationen gemeinsam mit den Kunden und lässt neue Entwicklungen durch Expertenteams aus verschiedenen Kontinenten bewerten. «Das ist ein Vorteil für alle Seiten», fasst George Räber zusammen: «Die Zahnärzte schätzen es, dass wir ihre Bedürfnisse direkt berücksichtigen. Wir entwickeln eine Lösung, die mit hoher Wahrscheinlichkeit marktfähig ist. Und die Patientinnen und Patienten profitieren, weil ihre Behandlung besser und nachhaltiger wird.»

Autor: Bernhard Ruetz

Kollaborativ.Transformativ.Nachhaltig. 
Zehn Schweizer Unternehmen und ihre Geschichten,
herausgegeben von Bernhard Ruetz und Thomas Streiff,
Verlag Ars Biographica, Humlikon 2023/24.

© Ars Biographica. Alle Rechte vorbehalten