KÜNDIG GRUPPE
Händler und Produzent von Lebensmitteln mit starken Werten
Vom Weizenhändler zum hochmodernen Veredelungsbetrieb: Das Zürcher Familienunternehmen Kündig hat die traditionellen Werte des «ehrbaren Kaufmanns» erfolgreich in die heutige Zeit übertragen. Kündig handelt und produziert sichere und hochwertige Lebensmittel, pflegt nachhaltige Partnerschaften und kommuniziert transparent entlang der gesamten Wertschöpfungskette.
Kaum eine Tätigkeit beschäftigt die Menschen so stark wie das Essen. Es dient dem Überleben, ist aber auch Kulturgut, Ritual und Genuss. Qualitativ gute Lebensmittel fördern Gesundheit und Lebensfreude. Jeder Koch weiss: Nur mit den besten Zutaten lässt sich ein wirklich gutes Gericht zubereiten. Das Zürcher Handels- und Produktionsunternehmen Kündig liefert hochwertige und sichere Produkte für die Nahrungsmittelbranche. Diese Qualität wird möglich durch Werte, technische Innovationen und nachhaltige Partnerschaften.
Vom Weizenkorn bis zur bayerischen Trockenzwiebel: Kündig hat eine Vielzahl verschiedener Produkte im Angebot und handelt jährlich mit 80 000 Tonnen Rohstoffen für Firmenkunden wie grosse Detailhändler und Nahrungsmittelhersteller. War das Unternehmen ursprünglich ein reiner Händler, nimmt heute die Veredlung der Rohstoffe einen wachsenden Stellenwert ein. Kündig verarbeitet die Produkte zu Granulat, vermahlt sie zu Pulver oder entkeimt sie. Dank patentierter Verfahren hat sich Kündig zu einem der führenden Veredelungsbetriebe in Europa entwickelt und setzt Qualitätsstandards in der Branche.
Willy Kündig: ein gewiefter und ehrbarer Kaufmann
Der Gründer des Unternehmens ist der Zürcher Willy Kündig (1896–1972). Als junger Getreidehändler wagt er 1920 den Sprung in die Selbständigkeit. Bald eröffnet er seine erste Auslandsniederlassung in Wien und knüpft von dort aus ein dichtes Kontaktnetz in Osteuropa. Willy Kündig gilt als gewiefter und zugleich ehrbarer Kaufmann, der auf Basis der Werte Ehrlichkeit, Fairness, Respekt und Vertrauen handelt. Im Zweiten Weltkrieg importiert er im Auftrag der Schweiz Getreide aus Ungarn, Rumänien und der Ukraine. Die Beziehungen nach Osteuropa bestehen auch in der Nachkriegszeit fort. Willy Kündig organisiert über die damaligen Importkontingente Getreidelieferungen aus Ländern des Ostblocks. 1963 wird sein Unternehmen Exklusivvertreter ungarischer Staatshandelsgesellschaften für Getreide, für Tiefkühlwaren sowie für Tomatenmark, für Trockenprodukte und Konserven. Daraus entwickeln sich die Unternehmensbereiche Getreide, Futtermittel, Getrocknetes und Tiefgekühltes.
Beat W. Kündig: Entscheid fürs Familienunternehmen
Als Willy Kündig im Alter von 76 Jahren verstirbt, ist sein Sohn Beat W. Kündig (geb. 1952) erst 20 Jahre alt. Deshalb wird zunächst ein langjähriger Angestellter Geschäftsführer. Beat Kündig übernimmt 1992 die unternehmerische Gesamtverantwortung. Zuvor hat er bereits einige Jahre in der Firma gearbeitet und ausserdem Branchenerfahrung als Getreidehändler in New York und beim Aromen- und Duftstoffhersteller Givaudan gesammelt. Dort wird ihm die Verkaufsverantwortung für Skandinavien angeboten – doch Beat Kündig entscheidet sich gegen eine internationale Management-Karriere und für das Familienunternehmen. Mit der politischen Wende und der wirtschaftlichen Liberalisierung in Osteuropa entstehen für Kündig nach 1990 neue Geschäftschancen: Das Unternehmen hat nun die Möglichkeit, wichtige Produkte wie tiefgekühlte Himbeeren, Süssmais, Erbsen oder Tomatenkonzentrat direkt bei den Produzenten einzukaufen. Kündig handelt mit den Bauern Anbauverträge aus und beteiligt sich an wichtigen Kühlhäusern, wo die frisch geerntete Ware direkt verarbeitet wird. In dieser Phase des politischen Umbruchs bewähren sich die jahrzehntelangen Kontakte von Willy und Beat Kündig und ihre guten Kenntnisse von Land und Leuten.
Von links: Marc-Remo Kündig, Beat Kündig, Sandro Kündig.
Aus Überzeugung für den Schutz der Natur
Beat Kündig hat eine klare Vision für das Unternehmen. Er möchte die gesamte Wertschöpfungskette kontrollieren – vom Anbau bis zur Auslieferung beim Konsumenten, also «from farm to fork». Besonders am Herzen liegt ihm die biologische Landwirtschaft. Er gründet eine Niederlassung in Ungarn, wird dort zu einem Pionier des biologischen Landbaus und ruft 1995 in Budapest die «Willy-Kündig-Stiftung» ins Leben, um die biologische Landwirtschaft zu fördern.
Auch wenn viele Kunden biologische Lebensmittel zunächst belächeln, lässt sich Beat Kündig nicht beirren und baut das Engagement sukzessive aus. Heute beträgt der Bio-Anteil im Sortiment von Kündig mehr als zwei Drittel. Jede Charge ist dabei bis zum Erzeugerbetrieb rückverfolgbar – «Bio ist bei uns niemals anonym», betont Beat Kündig. Der Schutz der natürlichen Vielfalt ist ihm auch ein persönliches Anliegen, deshalb ist er einer der Mitbegründer der Stiftung «FairWild». Diese engagiert sich für ein nachhaltiges Sammeln von Wildpflanzen, was die Biodiversität schützt und gleichzeitig den Menschen vor Ort eine wirtschaftliche Perspektive bietet.
Seit den 1990er-Jahren fragen die Nahrungsmittel- und Suppenfabrikanten zunehmend Halbfertigfabrikate wie gereinigte und geschnittene Trockenpilze nach. Kündig reagiert darauf und lässt zunächst die Rohstoffe beim Spezialisten «BGM» in Ritschenhausen im ostdeutschen Bundesland Thüringen in Auftragsarbeit veredeln. Ab 2004 kann Kündig schrittweise Unternehmensanteile übernehmen, 2007 wird die Firma in «Kündig Nahrungsmittel GmbH und Co. KG» umbenannt. Zum Unternehmen gehört auch die Marke Biosteril®, eine Spezialistin für Sattdampf-Entkeimung. Heute ist diese ein Teil der Kündig-Gruppe und Marktführerin für die Keimreduktion von Lebensmitteln. Jedes Jahr werden mehrere tausend Tonnen Tee, Saaten, Kräuter, Gewürze, Trockenpilze, Trockengemüse und pharmazeutische Rohstoffe keimreduziert. Neu verarbeitet Biosteril® neben Lebensmitteln und pflanzlichen Wirkstoffen auch medizinisches Cannabis.
«Unser starkes und glaubwürdiges Markenversprechen möchten wir in den nächsten Jahren verstärkt nach aussen tragen.»
Marc-Remo Kündig, Group Business Development Manager der Kündig Gruppe
Marc-Remo Kündig: mit Innovationen Sicherheit und Qualität optimieren
Beat Kündigs ältester Sohn, Marc-Remo Kündig (geb. 1980), engagiert sich stark bei dieser Expansion in den Bereich der Veredelung. Er arbeitet seit 2009 im Unternehmen – zunächst als Händler, dann als Co-Geschäftsführer von Kündig Nahrungsmittel in Deutschland. Ab 2012 verantwortet der diplomierte Fachmann für Marketing (SAWI) und KMU Management (HSG) zusätzlich Marketing, Kommunikation und Technik der gesamten Kündig-Gruppe. Nicht nur im Osten Europas, sondern auch im Fernen Osten ist Kündig bereits seit den 1960er-Jahren verankert: Das Unternehmen pflegt langjährige Handelsbeziehungen mit China und gründet 2009 eine Niederlassung in Peking. Mit dem Kauf der Interaroma AG in Zürich erweitert Kündig seine Kompetenz auf das Gebiet der Medizinalpflanzen.
In Deutschland baut Kündig 2015 den ersten «Kündig Food Safety Tower®» und erzielt damit eine bislang unerreichte Reinheit und Produktesicherheit durch modernste Siebtechnik und wegweisende Laser- und Röntgentechnologien in einem geschlossenen System. Seit 2018 darf sich Kündig technischer Partner der Firma Bühler in Uzwil bei einer neuartigen Elektronenstrahltechnologie zur Sterilisation von Lebensmitteln nennen. Für Marc-Remo Kündig boten diese und weitere Partnerschaften die Chance, «bei einer für unsere Branche bedeutsamen Innovation an vorderster Front dabei zu sein».
Sandro Kündig: Nachhaltig und zukunftsorientiert
2016 tritt Sandro Kündig (geb. 1986), der jüngste Sohn von Beat Kündig, ins Unternehmen ein, wird Geschäftsführer der Zürcher Niederlassung und Head of Sales der Kündig-Gruppe. Er hat in Zürich an der ZHAW School of Management and Law Betriebswirtschaftslehre studiert und einen MBA an der Chinese University of Hongkong absolviert. Zum 100-Jahr-Jubiläum des Unternehmens entscheidet sich die Familie Kündig, die Weichen für die Zukunft neu zu stellen. Ab 2021 bilden die Brüder Sandro und Marc-Remo Kündig gemeinsam mit dem CFO Alain Wegmüller das Führungstrio des Familienunternehmens: Sandro Kündig ist Group CEO und Marc-Remo Kündig Group Business Development Manager der Kündig Gruppe.
Heute hat die Kündig Gruppe fünf Standorte in der Schweiz, Deutschland, Ungarn und China. Insgesamt sind 180 Mitarbeitende für das Unternehmen tätig, die meisten davon in Deutschland. Kündig handelt, produziert und veredelt getrocknetes Gemüse, Kräuter, Gewürze, Pilze, Getreide, Ölsaaten sowie Tiefkühlprodukte und jüngst auch Phytopharmaka, also pflanzliche Arzneimittel wie etwa medizinisches Cannabis. Aktuell hält Kündig mehr als 25 Qualitätszertifikate, darunter «EU Bio», «Bio Suisse», «Demeter», «GMP», «Kosher», «Halal» und «Fairtrade». 2021 publiziert Kündig den ersten Nachhaltigkeitsbericht. Darin sind die wichtigsten Aktivitäten des Unternehmens kompakt und anschaulich dargestellt. Unter anderem ist dem Bericht zu entnehmen, dass sich Kündig für acht der insgesamt 15 Nachhaltigkeitsziele der UN engagiert. Seit 2020 ist das Unternehmen klimaneutral, denn seinen CO2-Ausstoss in Höhe von aktuell rund 1,3 Mio. kg kompensiert es vollständig über die Firma ClimatePartner mit einem Waldschutzprojekt in Brasilien. Ausserdem spendet Kündig jährlich mehrere 10 000 Franken an soziale Projekte.
Von links: Alain Wegmüller, Sandro Kündig, Marc-Remo Kündig.
Strategie entlang der Megatrends
Ihre nachhaltige Strategie leitet die Kündig-Geschäftsleitung aus Megatrends ab, die auch den Lebensmittelsektor betreffen: Wie lässt sich die wachsende Weltbevölkerung ausreichend und nachhaltig ernähren, ohne dabei die natürlichen Ressourcen zu zerstören? Eine Antwort auf diese Frage heisst: durch einen verringerten Fleischkonsum und einen erhöhten Verzehr von Gemüse, Obst, Nüssen und Hülsenfrüchten. Kündig leistet dazu mit seinen Produkten einen wichtigen Beitrag. Das Unternehmen unterstützt diesen Trend auch mit Partnern und hat deshalb mit Migros, Bell und dem ETH-Spinoff Planted die «Swiss Protein Association (SPA) – Schweizerischer Verband für alternative Proteinquellen» gegründet. Im hauseigenen Kündig Food Innovation Lab in Zürich wird zu Ernährungstrends geforscht und mit neuen Rezepten experimentiert.
Ein weiterer Megatrend ist das «neue Arbeiten»: Sandro und Marc-Remo Kündig haben den Anspruch, bei technologischen Innovationen wie Automatisierung, Internet der Dinge und Künstliche Intelligenz zu den Vorreitern in der Branche zu gehören. Die Prozesse am Produktionsstandort Ritschenhausen in Deutschland haben sich bereits grundlegend verändert, sie ermöglichen nun noch mehr Qualität und Sicherheit, auch für die Mitarbeitenden. Abpackroboter entlasten diese vom Schleppen und Palettieren der schweren Säcke. Aus der Überzeugung heraus, dass zufriedene Mitarbeitende genauso wichtig sind wie zufriedene Kunden, beschäftigt sich das Kündig-Management intensiv mit dem Thema «Work-Life-Blending». Spätestens seit der Corona-Pandemie verschmelzen Berufliches und Privatleben zunehmend. Es braucht daher neue, flexible Lösungen, die es den Mitarbeitenden ermöglichen, langfristig mit Freude zu arbeiten. Bei Kündig bedeutet das z.B. am Hauptsitz in Zürich, mit einer modernen, durchgestylten Küche gemeinsames Kochen zu fördern und grosszügige Homeoffice-Lösungen zuzulassen. Sandro und Marc-Remo Kündig halten fest: «Die Arbeit bei uns soll Freude machen und zugleich sinnstiftend sein.»
Bewusst einkaufen und konsumieren
Ein anderer Trend ist das wachsende Ernährungsbewusstsein vieler Konsumenten. Für sie ist es wichtig, bewusst und nachhaltig einzukaufen. Sie wollen Zusammensetzung, Herkunft und Produktionsbedingungen von Lebensmitteln genauer verstehen. Diesem Bedürfnis entspricht Kündig schon heute, ist doch jede Bio-Charge lückenlos nachverfolgbar. Künftig, so sind sich die Brüder Kündig einig, wird die Digitalisierung via Blockchain noch mehr Möglichkeiten für eine transparente Kommunikation bieten. Auch die Lebensmittelsicherheit wird im Zusammenhang mit dem wachsenden Ernährungsbewusstsein immer wichtiger. Für Kündig hat dieses Thema seit jeher oberste Priorität. Dank der Technologieführerschaft am Produktionsstandort Ritschenhausen kann Kündig eine hohe Sicherheit garantieren. Gleichzeitig wird die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den landwirtschaftlichen Produzenten noch wichtiger – «der Lebensmittelmarkt ist globalisiert, die Standards für Lebensmittelsicherheit sind es nicht», betont Sandro Kündig.
Kündig als Marke stärken
Für die genannten Trends der Zukunft ist Kündig sehr gut vorbereitet. Nun geht es darum, die Marke hinter den Leistungen noch sichtbarer zu machen. Marc-Remo Kündig: «Wir haben ein starkes, glaubwürdiges und tragfähiges Markenversprechen, das wir in den nächsten Jahren verstärkt nach aussen tragen möchten, ob als Händler, Produzent oder Dienstleister.» Bis heute sind die Werte des «ehrbaren Kaufmanns» wegleitend. Doch in der digitalisierten und global vernetzten Welt gilt es, diese neu zu interpretieren: «Ehrlichkeit heisst dann auch, die gesamte Lieferkette transparent zu dokumentieren. Respekt bedeutet, langfristige und tragfähige Beziehungen mit Geschäftspartnern und Mitarbeitenden zu pflegen», erläutern Sandro und Marc-Remo Kündig. «Fairness steht in der globalisierten Welt für nachhaltige Anbaumethoden und eine faire Entschädigung der Produzenten. Und mit hoher Qualität und Lebensmittelsicherheit werden wir dem Vertrauen unserer Kunden gerecht.»
Autor: Bernhard Ruetz
Kollaborativ.Transformativ.Nachhaltig.
Zehn Schweizer Unternehmen und ihre Geschichten,
herausgegeben von Bernhard Ruetz und Thomas Streiff,
Verlag Ars Biographica, Humlikon 2023/24.
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