SIKA
Technologie als Schlüssel zur Nachhaltigkeit
Sika leistet mit ihren Lösungen im Bereich Spezialitätenchemie weltweit einen wichtigen Beitrag zu Megatrends wie Urbanisierung, E-Mobilität und Nachhaltiger Entwicklung. Gleichzeitig trägt das Unternehmen dazu bei, dass Gebäude, Infrastruktur und Fahrzeuge nachhaltig gebaut werden, also dauerhaft und ressourceneffizient, umwelt- und gesundheitsverträglich.
Das Veränderungstempo ist weltweit so hoch wie noch nie. Ursache dafür sind vor allem die Digitalisierung und ihre vielfältigen Folgetrends, welche alle Lebensbereiche grundlegend verändern. Dies gilt auch für die Baubranche und die Fahrzeugindustrie. Sie sind zwei Hauptmärkte von Sika, dem weltweit tätigen SMI-Unternehmen der Spezialitätenchemie. Um auch in Zukunft Erfolg zu haben, muss Sika deshalb hochinnovativ sein: Allein 2018 haben die Forschungsteams der Sika Technology AG mehr als 50 bedeutende Produktinnovationen entwickelt und 85 Patente angemeldet. Als Basis für die Innovationen dienen neue Hochleistungsmoleküle mit besonderen Funktionalitäten, intelligente Veredelungsmethoden für Polymerwerkstoffe und Oberflächen sowie massgeschneiderte Laborausrüstungen, die einen schnellen Übergang von der Forschung in die industrielle Produktion ermöglichen.
«MORE VALUE – LESS IMPACT»
Diese Innovationskraft gewinne das Unternehmen auch dank seiner Nachhaltigkeitsstrategie, meint Urs Burckhardt, Head of Research der Sika Technology AG: «Nachhaltigkeit ist heute eine Grundvoraussetzung dafür, dass sich Sika mit innovativen Produkten und Dienstleistungen erfolgreich am Markt behaupten kann.» Denn vor dem Hintergrund sich verknappender Ressourcen, wachsender Bevölkerung und steigender Temperaturen sind in der heutigen Zeit viele Innovationen nachhaltigkeitsgetrieben. Sika verfolgt unter dem Motto «more value – less impact» das Ziel, die Lebensdauer von Gebäuden und industriellen Anwendungen zu verlängern, den Unterhaltsbedarf zu reduzieren und die Energie- und Materialeffizienz zu verbessern. Ebenso gelte es, die Verwendung der Sika-Produkte zu vereinfachen und sicherer zu machen. «Solche Bestrebungen dienen den Kunden in der Bauwirtschaft und der Industrie, ihre Nachhaltigkeitsziele bei der Gebäudeeffizienz oder dem Materialeinsatz z.B. beim Fahrzeugbau zu erreichen», ergänzt Urs Burckhardt.
Dass Nachhaltigkeit bei Sika kein Lippenbekenntnis ist, dokumentiert bereits die Entstehungsgeschichte des Unternehmens. Um 1890 arbeitet der in Vorarlberg geborene Kaspar Winkler als Maurer in Zürich, später wird er Bauführer und handelt mit Granit. Zürich entwickelt sich in dieser Zeit zur führenden Metropole der Schweiz und hat einen entsprechenden Bedarf an Baudienstleistungen. Kaspar Winkler experimentiert mit neuen Baumaterialien und chemischen Zusatzstoffen. 1910, im Alter von 38 Jahren, gründet der Familienvater die «Kaspar Winkler & Cie.» in Zürich-Wiedikon. Sein erstes und wichtigstes Produkt ist das Wasser- und Feuchtigkeitsdichtungsmittel «Sika», das später zum Firmennamen wird.
SCHUTZ VOR DEM WASSER
Weil es damals noch keine Zentralheizung und Wärmedämmung gibt, herrschen in vielen Häusern der rasch wachsenden Städte ungemütliche und krankheitserregende Zustände mit nassen Kellern, feuchten Mauern und schimmelnden Tapeten. Aber auch industrielle Grossbauten wie Eisenbahntunnels oder später Staumauern und Bunker aus Beton sind durch Wassereinbrüche gefährdet. Mit seinen Produkten zum Dichten, Verstärken und Schützen will Kaspar Winkler die Bau- und Materialqualität verbessern. Nicht umsonst wählt er als erstes Firmenlogo einen Maurer in einem bollwerkartigen, von Wellen umbrandeten Ziegelturm. Dieses Qualitätsdenken zieht sich durch die gesamte Sika-Geschichte und widerspiegelt sich auch in der heutigen Nachhaltigkeitsstrategie.
Mehr als hundert Jahre nach der Gründung ist Sika immer noch von diesem Innovationsgeist beseelt. Mittlerweile lebt die Mehrheit der Weltbevölkerung in Städten. Dies ist ein zivilisationsgeschichtlich einzigartiges Phänomen, namentlich in den Schwellenländern. Gegen 500 Städte zählen über eine Million Einwohner, allein der Siedlungsraum von Tokio umfasst 34 Millionen. Die globale Verstädterung ist eine der grössten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Sie ermöglicht einerseits, dass Milliarden von Menschen einen Lebensstandard erreichen, den ihre Vorfahren nie gekannt haben. Andererseits verschlingen die rasant wachsenden Städte immense Ressourcen und es braucht einen grösseren Aufwand, um ein geordnetes und friedliches Zusammenleben auf engem Raum zu gewährleisten.
Auch die Anforderungen an verdichtetes Bauen und die städtische Infrastruktur würden immer höher, betont Philippe Jost, Head of Construction und Mitglied der Konzernleitung von Sika. Das Beispiel der jüngst vollendeten «Hudson Yards» in New York mache dies deutlich. Mit 25 Milliarden US-Dollar ist es das grösste private Immobilienprojekt in der Geschichte der USA. Auf einer Plattform beim Hudson River steht ein Komplex von fünfzehn Hochhäusern, der diversen Ansprüchen genügen muss wie Sicherheit, Komfort, Ästhetik und Nachhaltigkeit. «Bei Wolkenkratzern werden strengste Massstäbe an die Festigkeit gelegt. Das macht Beton zum wichtigsten Baustoff», erläutert Dominik Slappnig, Head of Corporate Communications and Investor Relations bei Sika. Die Nähe zu Gewässern verlangt im Fall der Hudson Yards nach einer zuverlässigen Abdichtung und die Glasfassaden müssen starken Winden und Temperaturschwankungen widerstehen können.
Um solch anspruchsvolle Bauvorhaben zu ermöglichen, bietet Sika passende Technologien an, seien es Zusatzstoffe für Hochleistungsbeton, selbstnivellierender Mörtel, Abdichtungssysteme für Glasfassadenelemente und Flachdächer oder widerstandsfähige und weitgehend emissionsfreie Bodenbeläge. Ebenso bedeutsam wie die Entwicklung, Herstellung und Anwendung bauchemischer Produkte ist der umfassende Verkaufs- und Beratungsansatz von Sika. Seit den Anfängen bewirbt Sika ihre Markenprodukte intensiv und schickt Fachleute auf die Baustellen, damit die Produkte korrekt angewendet und anschliessend weiterempfohlen werden. Bei Grossprojekten beginnt die Zusammenarbeit mit den Sika-Experten bereits in der Planungsphase, wenn die Spezifikationen für die verschiedenen Produkte festgelegt werden, und erstreckt sich über die ganze Bauzeit und darüber hinaus. «Diese Form der Einbindung ist bei komplexen Projekten zentral, weil sich laufend neue Fragen stellen, für die schnell geeignete Lösungen gefunden werden müssen», erläutert Philippe Jost.
Dominik Slappnig, Leiter Kommunikation und Investor Relations bei Sika, Philippe Jost, Head of Construction, Raffaella Marzi, Head of HR and Compliance, sowie Dr. Urs Burckhardt, Head of Research (von links oben im Uhrzeigersinn).
VOM START-UP ZUM WELTKONZERN
Eine weitere Konstante in der Sika-Geschichte ist die konsequente Wachstumsstrategie. Bereits in den 1920er-Jahren expandiert Sika ins Ausland, um ihre Produkte über Vertriebspartner und Tochtergesellschaften zu vermarkten. Durch diese geographische Diversifizierung schaffen es Kaspar Winkler und sein Schwiegersohn Fritz Schenker, dass die Ertragskraft und Wettbewerbsfähigkeit von Sika in den Kriegs- und Krisenjahren zwischen 1930 und 1950 kaum leidet und der starke wirtschaftliche Aufschwung in der Nachkriegsära optimal genutzt werden kann.
Unter der Leitung von Romuald Burkard, des Schwiegersohns von Fritz Schenker, entwickelt sich Sika in den Nachkriegsjahrzehnten zum Weltkonzern mit einer starken Forschungs- und Innovationsabteilung und einem diversifizierten Produkte-Portfolio in der Spezialitätenchemie, das heisst vom klassischen ersten Sika-Produkt über Beton-Verflüssiger bis zu Kunstharzen und dem Klebstoff Sikaflex®, welcher die Türen zur boomenden Automobilindustrie öffnet. Romuald Burkard gelingt es auch, Sika von einem inhaber- zu einem managergeführten Unternehmen zu transformieren und eine starke, wertebasierte Mitarbeiterkultur zu verankern, den sogenannten «Sika-Spirit».
«Dezentrale Unternehmen sind näher am Kunden.»
Dominik Slappnig, Head of Corporate Communications
IN 100 LÄNDERN AKTIV – ABER IM KERN SCHWEIZERISCH
Heute steht Sika unter der Leitung von Verwaltungsratspräsident Dr. Paul Hälg und des Vorsitzenden der Konzernleitung, Paul Schuler. Das Unternehmen beschäftigt weltweit über 24 000 Personen in rund hundert Ländern. Trotzdem ist Sika im Kern ein schweizerisch geprägtes, mittelständisches Unternehmen geblieben. Ein wesentlicher Grund liegt in der gewachsenen, dezentralen Struktur. «Dezentrale Unternehmen haben den grossen Vorteil, dass sie näher am Kunden sind», erläutert Dominik Slappnig. «Sie haben genauere Kenntnis der lokalen Märkte, können Kundenbedürfnisse schneller antizipieren und auf die Wünsche von Stakeholdern frühzeitig reagieren.» Sika, so ergänzt er, verfüge in den meisten Ländern über eigene Produktionskapazitäten, die sehr gezielt auf lokale Gegebenheiten abgestimmt seien.«Gleichzeitig erfordern dezentrale Organisationen eine starke Kultur der Eigenverantwortung und des gegenseitigen Vertrauens», so Raffaella Marzi, Head of HR and Compliance bei Sika. Die Mitarbeitenden in den Ländern müssen wissen, wie sie die globale Strategie lokal implementieren können. Damit die Ländergesellschaften nicht zu heterogen werden, ist ein gemeinsames Verständnis für die geltenden Werte jedoch unabdingbar. Entsprechend gross sei die Notwendigkeit, ein verbindliches Bewusstsein für Verhaltensweisen zu schärfen wie Kundenorientierung, Innovationsbereitschaft, Nachhaltigkeit und Integrität, Fairness und ergebnisorientierte Führung, kommentiert Raffaella Marzi. Deshalb spielt der Sika-Spirit eine so grosse Rolle. Der ethische Anspruch, den Sika an die Mitarbeitenden stellt, ist hoch. Allein 2018 ist ein gutes Drittel der Sika-Mitarbeitenden punkto Unternehmenswerte und Verhaltenscodex geschult worden, auch das Management in allen Ländern hat sein Compliance Commitment erneut bekräftigt und sich zu seiner Vorbildfunktion bekannt. Allfällige Verstösse gegen die Sika-Werte können Mitarbeitende auch anonym über die «Sika TrustLine» melden.
POTENZIALE FÖRDERN
Sika legt Wert darauf, dass leitende Angestellte in Schwellenländern in der Regel nicht aus Europa transferiert, sondern lokal rekrutiert werden, denn diese kennen und verstehen die Kultur vor Ort. Bei der Förderung ihrer Mitarbeitenden achtet Sika darauf, dass Karrierewege offen und vielseitig sind. Führungsfunktionen sollen, wann immer möglich, intern besetzt werden, was in den vergangenen Jahren fast vollständig gelungen sei. Wie Raffaella Marzi weiter erläutert, trage eine umsichtige und nachhaltige Personalpolitik dazu bei, die globale Wachstumsstrategie von Sika zu unterstützen und Firmenakquisitionen kulturell zu integrieren. Sika gelte im Markt als integres Unternehmen: «Die Leute möchten zur Sika- Kultur gehören.»
Für Urs Burckhardt ist die dezentrale Organisation in seinem Bereich von grossem Nutzen. Über 900 Mitarbeitende sind in 20 globalen Technologiezentren tätig, ausserdem ist die Sika Technology weltweit mit 44 lokalen und 20 regionalen Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen vernetzt. Beispielsweise entwickelt Sika beim Projekt «Mesh Mould» mit der ETH Zürich Stahlbetonstrukturen in beliebiger Form ohne separate Schalung. Für Sika gilt ein firmenweit einheitlicher Prozess zur Beurteilung von Nachhaltigkeit. Alle neuen Produkte würden auf ökonomische, ökologische und soziale Aspekte überprüft und danach beurteilt, ob sie eine Verbesserung brächten, präzisiert Philippe Jost. Auf Basis dieses Rasters ist beispielsweise in der Reihe «Sikafloor®» ein neues Beschichtungs- und Abdichtungssystem für den Balkonbereich entstanden: Es ist deutlich witterungsfester und damit langlebiger und zudem umweltfreundlicher.
Neben der Nachhaltigkeit im Bauwesen legt Sika den Fokus auf die Anwendung fortschrittlicher Materialien in der Fahrzeug- und Konsumgüterindustrie. Namentlich der Automobilbau befindet sich in einem strukturellen Umbruch, weil neue Antriebsformen, digitale Technologien und Materialien die Produktions- und Vertriebsformen verändern. Sika ist mit ihrer jahrzehntelangen Kompetenz für Kleb- und Dichtstoffe im Fahrzeugbau gut darauf vorbereitet. Elektromobilität und Leichtbau-Karosserien erfordern immer bessere Hilfsstoffe, um die Fahrzeuge effizienter, sicherer und leiser zu machen. Wärmeleitfähige Sika-Materialien tragen dazu bei, die Akku-Ladezeit massiv zu erhöhen, was für die Verbreitung von Elektrofahrzeugen entscheidend sein werde, erklärt Dominik Slappnig.
Sika-Technologien waren beim Bau der «Hudson Yards» in New York im Einsatz.
BUILDING TRUST
«Building Trust» lautet das Markenversprechen von Sika. «Produkte werden durch Marken unterscheidbar, und durch eine Marke wird ein Produkt mit einer bestimmten Wertigkeit assoziiert», formuliert Dominik Slappnig. Das habe bereits der Firmengründer Kaspar Winkler gewusst und stets danach gehandelt. Es spricht für die Originalität von Sika, dass die Markenbezeichnung zum Firmennamen wurde und in Form eines einprägsamen Logos weltweit für innovative Qualitätsprodukte und gute Dienstleistungen steht. Im Geschäftsjahr 2018 konnte Sika seinen eigenen Energieverbrauch um 5.8 Prozent senken – und gleichzeitig seinen Reingewinn um 5.9 Prozent erhöhen, den Umsatz sogar um 13.6 Prozent. Diese Zahlen sind ein weiterer Beweis dafür, dass auch ein Grossunternehmen wie Sika Werte, Innovation und Nachhaltigkeit verknüpfen kann – und genau damit erfolgreich ist.
Bernhard Ruetz: Innovativ. Nachhaltig. Erfolgreich.
Zehn Schweizer Unternehmen und ihre Geschichten
Verlag Ars Biographica, Humlikon 2019.
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