BELIMO
Besseres Klima – Im Raum und in der Umwelt
Belimo ist ein weltweit führender Anbieter von Technologien für Heizung, Lüftung und Klima. Die Belimo-Produkte ermöglichen mehr Energieeffizienz durch automatisierte Gebäudeklimasysteme – und tragen so zur weltweiten Reduktion des CO2-Verbrauchs bei.
Diskret und im Hintergrund verrichten sie ihre Arbeit: Klappenantriebe, Sensoren und Ventile von Belimo. Doch die kleinen, technisch ausgefeilten Produkte haben eine grosse Auswirkung auf den Raumkomfort, den Brandschutz und vor allem auf die Energieeffizienz von Gebäuden: «Unsere Produkte sparen 23-mal mehr Energie ein, als für die Herstellung benötigt wird», erläutert Lars van der Haegen, CEO von Belimo. Das Potenzial für Effizienzsteigerungen ist hoch. 40 Prozent des weltweiten Energieverbrauchs fallen bei Wohn- und Zweckbauten an, ähnlich hoch sei der CO2-Austoss, so Lars van der Haegen. Und er fügt hinzu: Ohne Komfortverlust liessen sich mit besserer Technologie in Gebäuden rund 50 Prozent Energie einsparen und so der CO2-Ausstoss um bis zu 20 Prozent verringern. «Dies wäre wohl der wirksamste Hebel für eine weltweite Reduktion im Sinne des Klimaschutzes.»
VOM FELLZELT ZUM MODERNEN HOCHHAUS
Seit jeher ist der Mensch bestrebt, seinen Lebensbereich nach eigenen Vorstellungen und Bedürfnissen zu gestalten: von einfachen Zelten aus Tierhäuten als Schutz gegen Regen und Kälte bis hin zu den vollklimatisierten Gebäuden der heutigen Grossstädte. Ohne Beheizen, Lüften und Klimatisieren von Wohn- und Arbeitsräumen wäre zivilisatorischer Fortschritt kaum denkbar, besonders in Regionen mit wechselhaften oder gar extremen Witterungsverhältnissen. Die Grundsteine der modernen Heizungs- und Klimatechnik wurden vor mehr als hundert Jahren gelegt, doch erst ab Mitte des 20. Jahrhunderts haben sich zunehmend Zentralheizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen in Industrie-, Geschäfts- und Wohnbauten verbreitet. Nur so konnten die Menschen auch in Gegenden mit ungünstigen klimatischen Bedingungen urbane Zentren aufbauen, beispielsweise in Dubai oder Singapur. Somit bildet die moderne Klimatechnik eine der Voraussetzungen für die Globalisierung und damit den stetig steigenden Wohlstand der vergangenen Jahrzehnte. Heute sind insbesondere hochproduktive und vernetzte Einheiten wie Krankenhäuser, Einkaufszentren, Universitäten, Bürokomplexe, Datenzentren oder auch die weitgehend automatisierten Industriebetriebe auf effiziente Lüftungs- und Klimasysteme angewiesen, um zu funktionieren.
SPEZIALISIERUNG STATT DIVERSIFIZIERUNG
Doch die Klimatisierung von Wohn- und Arbeitsräumen hat ihren Preis, vor allem für die Umwelt. Nachhaltig orientierte Unternehmen wie Belimo wissen das schon länger. Die Firma hat ihren Ursprung in den rezessiven 1970er-Jahren. Damals entsteht in der westlichen Welt erstmals ein kollektives Bewusstsein für die Kosten des Wachstums und für einen sorgsamen Umgang mit Ressourcen. Das beeinflusst indirekt auch die Väter der «Belimo Automation AG», welche 1975 im zürcherischen Gossau gegründet wird. Ihr Ziel ist eine bessere und effizientere Lösung für die Automatisierung von Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen. Gegen den damaligen Managementtrend der Diversifizierung sucht Belimo seine Nische als Zulieferbetrieb in der Klimatechnikbranche, getreu der Überzeugung: «Wer sich spezialisiert, kann Weltmeister werden.» Wegleitend ist dabei die «Engpasskonzentrierte Strategie (EKS)» nach Wolfang Mewes, wie der Mitgründer, langjährige CEO und ehemalige Verwaltungsrat von Belimo, Walter Burkhalter, in seiner Publikation darlegt.
Lars van der Haegen, CEO
STECKMOTOR ALS WELTNEUHEIT
Von Anfang an liegt der Fokus bei Belimo auf der Forschung, Entwicklung und Montage, die Fertigung der Komponenten übernehmen Industriepartner. So gelingt es dem damals noch kleinen Belimo-Team bald einmal, eine Weltneuheit zu lancieren: einen elektrischen Antrieb von Luftklappen bei Klimaanlagen. Dieser wird direkt auf die Klappenachse gesteckt und erweist sich als Kerninnovation des Unternehmens. Ausgehend vom Steckmotor, entwickelt sich in den folgenden Jahrzehnten die gesamte Belimo-Produktepalette in den Bereichen Heizung, Lüftung und Klimatechnik. Weil der Schweizer Markt für den vermuteten Absatz von Steckmotoren zu klein ist, richtet sich der Blick schon früh auf Europa und Übersee. Denn nur so lassen sich optimale Skaleneffekte bei der Forschung und Entwicklung generieren. Gleichwohl würden neue Marktgebiete immer erst dann erschlossen, wenn Belimo in den bestehenden Märkten Marktführerin geworden sei, sagt Lars van der Haegen: «Auch in China haben wir gezielt mit einzelnen Städten begonnen und dort die Marktführerschaft angestrebt, bevor wir weitergegangen sind.»
Lars van der Haegen arbeitet seit rund 20 Jahren für Belimo, mehr als die Hälfte davon im Ausland. Der Gebäudetechnikplaner mit Master-Abschlüssen der Columbia Business School und der London Business School startet seine Belimo- Karriere in der Schweiz, geht aber bald einmal nach Amerika und ist zuerst für Produktmanagement und Marketing verantwortlich. Nach 4 Jahren reist er nach Italien, wo er eine kleinere Einheit führt und dort das Geschäft detailliert kennenlernt. Zurück in den USA, leitet er ab 2011 den Konzernbereich Amerika. 2015 wird er zum CEO der Belimo Gruppe und Vorsitzenden der Konzernleitung ernannt.
«Wir wollen mit unseren Produkten und Dienstleistungen einen doppelten Beitrag für Mensch und Umwelt leisten.»
Lars van der Haegen, CEO
DOPPELTER BEITRAG FÜR MENSCH UND UMWELT
Lars van der Haegen ist kein Manager, der einfach nur Karriere machen will, egal bei welchem Unternehmen. Stattdessen möchte er mit seiner Arbeit einen positiven Beitrag leisten: «Ich könnte nie für ein Unternehmen arbeiten, das unmittelbar negative Auswirkungen auf Gesellschaft und Umwelt hat.» Belimo verkörpert für ihn ein gelungenes Zusammenspiel von technischer Innovation, starken Werten und einer nachhaltigen Strategie. «Wir wollen mit unseren Produkten und Dienstleistungen einen doppelten Beitrag für Mensch und Umwelt leisten: Einerseits soll das Raumklima für Wohnen und Arbeiten angenehm, gesund und sicher sein, andererseits wollen wir dabei so viel Energie wie möglich sparen. » Diese Vision ist für Lars van der Haegen viel mehr als ein blosser Strategiesatz: «Ich bin persönlich motiviert, die Bedeutung und den Sinn unserer Arbeit allen Anspruchsgruppen von Belimo zu vermitteln, insbesondere den Mitarbeitenden.»
DIE MISSION: ZUM ENERGIESPAREN MOTIVIEREN
Unter dem Kürzel «CESIM» fasst Belimo ihr Tätigkeitsspektrum und ihre Ziele prägnant zusammen: Comfort, energy efficiency, safety, installation und maintenance. Dass immer noch viel zu wenig Gebäude wirklich klimaeffizient seien, liege meist nicht an den Bauherren und Investoren, sondern am fehlenden Innovationsbewusstsein bei den Experten für Heizung, Lüftung und Klima, so Lars van der Haegen. Oft setze man aus Zeitdruck aufs Bekannte, statt zu prüfen, was möglich sei. Er sieht Verbände, Berufs- und Hochschulen weltweit in der Pflicht, Abhilfe zu schaffen. Ebenso bedeutsam sei es, dass sich Architekten und Ingenieure bei der Gebäudeplanung stets am neuesten Stand der Lüftungs- und Klimatechnik orientierten und ein entsprechendes Augenmerk auf den hohen Wert der Energieeffizienz ihrer Gebäude legten: «Alles redet von Innovation, doch beim Thema CO2 ist die Technologie zur Vermeidung bereits vorhanden – wir müssen sie nur anwenden.»
Für Lars van der Haegen bedeutet das konkret, dass Belimo nicht nur auf klassisches Marketing, sondern auch auf Aufklärung und Schulungen setzt: Im Belimo Experience Center lernen Multiplikatoren wie Fachplaner für Heizung, Lüftung und Klima, Mitarbeitende aus dem Anlagenbau oder der Systemintegration die Zusammenhänge zwischen Technologie und Energieverbrauch kennen. Ausserdem erfahren sie, wie sie Gebäudeenergie effizient einsetzen können. «Das ist keine schlichte Verkaufsshow, sondern eine echte Fortbildung», stellt Lars van der Haegen klar. So schafft Belimo ein Bewusstsein für das Potenzial der Klimatechnologie. Zugleich entstehen durch die Trainings langfristige und tragfähige Beziehungen – ein nachhaltiger Wettbewerbsvorteil: «Jemand, den wir zwei Tage lang ausgebildet haben, hat uns ein Leben lang im Kopf.» Als Marktführerin gilt Belimo quasi als Standard in der Branche, auch das bringe viel Goodwill. «Wenn die Verkäufer – fast ausschliesslich Ingenieure – den Kunden besuchen, ist der Name bekannt und man möchte wissen, was wir Neues bieten.»
Wasserstrahlprüfung zum Qualifizieren der Schutzklasse gegen Wasser.
ENERGIESPAREN UND SICHERHEIT SCHAFFEN
Forschung und Entwicklung spielen eine grosse Rolle im Unternehmen: 2018 investiert die Belimo-Gruppe 7.4 Prozent des Nettoumsatzes in diesen Bereich. Das Ergebnis sind intelligente Technologien, welche die Belimo-Antriebe so stromsparend wie möglich machen und unnötige Energieverluste vermeiden. Gleichzeitig sorgen die Belimo-Systeme für mehr Sicherheit in Gebäuden: Die Brandschutzklappen verhindern, dass sich Feuer und Rauch über die Lüftungskanäle ausbreiten können. Zudem können Räume oder ganze Zonen mechanisch entraucht werden. Das erleichtert die Evakuierung und die Rettungsarbeiten. Damit im verantwortungsvollen Bereich der Gebäudetechnik nichts schiefgehen kann, wird jeder einzelne Antrieb – allein 2018 waren es knapp 7 Millionen – vor seiner Auslieferung genau geprüft. Ausserdem gewährt Belimo auf das gesamte Sortiment fünf Jahre Garantie. Auch dies ist Ausdruck des Anspruchs auf Spitzenleistungen, mit denen sich Belimo von den Mitbewerbern abheben will.
Bis heute wird die Produktion der Einzelteile von spezialisierten Firmen übernommen, während sich Belimo auf Entwicklung, Montage, Qualitätskontrolle und den Vertrieb an Drittkunden konzentriert: «Das, was andere gut und besser machen als wir, sourcen wir aus», kommentiert Lars van der Haegen. Mit 1700 Mitarbeitenden habe Belimo im Verhältnis zum Umsatz nur halb so viel Personal wie andere Industrieunternehmen. Eine flache Fertigungstiefe setzt indes eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Partnerfirmen voraus. Diese wird unter anderem dank der etablierten Firmenkultur von Belimo möglich. «Bei diesem Thema denkt man immer an Teambildungs-Workshops», so van der Haegen. «Doch zu einer starken Kultur gehören ebenso gut ausgebildete Mitarbeitende und sinnvoll orchestrierte Prozesse, die gute Rahmenbedingungen fürs Arbeiten schaffen.»
URBANISIERUNG: CHANCE UND HERAUSFORDERUNG ZUGLEICH
Auch für die kommenden Jahrzehnte sieht Lars van der Haegen ein grosses Geschäftspotenzial: «Unser Haupttreiber ist der Megatrend der Urbanisierung. Die Häuser werden grösser und höher und sie sind zunehmend vernetzt.» Megastädte wie New York entwickeln durch die dichte Bebauung und Abwärme vom Kühlen ihr eigenes Mikroklima. Durch diesen Hitzeeffekt seien dort die Durchschnittstemperaturen um 1 bis 2 Grad höher, berichtet van der Haegen – «und dabei ist die globale Erwärmung noch nicht einmal zum Tragen gekommen.» Solche Klimaveränderungen, erläutert er, hätten grossen Einfluss auf die Klimatechnik und die Systeme müssten auf solche veränderten Bedingungen adaptierbar sein – wenn beispielsweise mit einem Temperaturanstieg von 2 Grad das Delta der Kühlung von 8 auf 10 Grad steige, mit entsprechend höherem Energieverbrauch. «Hier sehe ich unsere unternehmerische Verantwortung. Denn schlecht eingestellte Anlagen akzentuieren diesen Hitzeeffekt. Unser Anliegen ist es, das zu verhindern – mit guten Produkten, Schulungen und Aufklärungsarbeit bei den Stakeholdern.» So möchte Belimo dazu beitragen, dass die weltweite Urbanisierung so klimaschonend wie möglich stattfinde, betont Lars van der Haegen: «Je mehr die Urbanisierung voranschreitet, desto wichtiger wird unsere Aufgabe.»
Bernhard Ruetz: Innovativ. Nachhaltig. Erfolgreich.
Zehn Schweizer Unternehmen und ihre Geschichten
Verlag Ars Biographica, Humlikon 2019.
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