Bernhard Ruetz

Dr. Bernhard Ruetz
Inhaber 
Verlag Ars Biographica GmbH

Die Moral des Marktes – warum sich nachhaltiges Unternehmertum lohnt

Markt und Moral werden in der öffentlichen Diskussion häufig als Gegensätze wahrgenommen. Beinahe reflexartig steht der Vorwurf im Raum, dass sich Gewinnstreben und Werte nur bedingt vereinen lassen. Deshalb müssten politische Vorgaben dafür sorgen, dass sich Unternehmen moralisch verhalten.
Muss man die Wirtschaftsakteure tatsächlich in ein Korsett von gesetzlichen Geboten und Verboten stecken, um sie zu ethischem Verhalten zu zwingen? Oder gilt es ganz im Gegenteil, die Eigenverantwortung zu stärken – in der Überzeugung, dass «die unsichtbare Hand des Marktes» Unternehmen in Richtung ethischen und verantwortungsvollen Handelns lenken wird?
Der Titel dieses Buches verrät es: Es gibt in der Schweiz zahlreiche Beispiele von Unternehmen, für die Ethik und Nachhaltigkeit tatsächlich im Zentrum ihres Handelns stehen. Und zwar nicht aufgrund von Zwang und auch nicht als PR-Instrument, sondern aus einer inneren Überzeugung der Protagonisten heraus. Die Inhaber und CEOs dieser Firmen sind Vertreter eines spezifisch schweizerischen Unternehmertypus, der sich dank der jahrhundertealten Freiheitstradition und politischen Eigenständigkeit herausbilden konnte: Er übernimmt Verantwortung, gerade weil der Staat ihm diese nicht in allen Bereichen abnimmt. Und in vielen Fällen wird dieses Verhalten von den anderen Marktteilnehmern erkannt und gewürdigt. Denn letztlich geht es um Vertrauen: Auf wen man sich verlassen kann, mit dem kommt man gerne ins Geschäft. Wer für klare Werte einsteht, mit dem kann man sich identifizieren, dort möchte man arbeiten und Kunde sein. Wer weiss, woher er kommt und wofür er steht, der gewinnt auch die Kraft, seine Zukunft nachhaltig zu gestalten.
Unternehmen mit Werte-Kompass ziehen gute Mitarbeiter an, können diese in ihren Qualitäten unterstützen und weiter fördern. Diese danken es mit höherer Motivation und besseren Leistungen. Ähnliches gilt für die Beziehungen zu Lieferanten und Kunden, die tragfähiger und langfristiger sind – wertebasierte Unternehmen geniessen in einer hochdifferenzierten Wirtschaft eine erhöhte Glaubwürdigkeit und Marktakzeptanz. Auf diese Weise bietet moralisches Verhalten einen wirtschaftlichen Mehrwert, der sich auch an den nüchternen Zahlen ablesen lässt. 

Für die Jungen sind Werte noch wichtiger
Und es spricht viel dafür, dass sich ethisches Unternehmertum in den kommenden Jahren noch stärker auszahlen wird: Für die Generation der Millennials stehen persönliche Werte oft auch bei wirtschaftlichen Entscheidungen im Zentrum. Verglichen mit ihren Eltern wollen die Millennials häufiger wissen, woher ein Produkt kommt, wie es produziert wurde und welche Folgen das hatte. Als Digital Natives verstehen sie sich – viel stärker als die Generationen vor ihnen – als Teil der Welt, aber gleichzeitig auch als Teil ihres persönlichen und lokalen Netzwerks. Geld, Status und Eigentum sind für sie vergleichsweise weniger wichtig als persönliche Sinnhaftigkeit. Die Unternehmensberatung Deloitte hat 2016 7700 berufstätige Millennials aus 29 Ländern befragt: 26 Prozent von ihnen glauben, Mitarbeiterzufriedenheit bzw. Fairness im Umgang mit den Angestellten sei der wichtigste Faktor für langfristigen unternehmerischen Erfolg, gefolgt von Ethik und Integrität, was 25 Prozent nennen. An dritter Stelle steht die Kundenorientierung. Aspekte wie Qualität oder Effizienz folgen weit abgeschlagen auf den hinteren Rängen. In einer vernetzten Welt wird ausserdem ethisches Fehlverhalten transparenter, schneller und vor allem umfassender kommuniziert werden – und wahrscheinlich entsprechend deutlicher vom Markt abgestraft. 

Die Welt zum Positiven verändern
Das sind gute Perspektiven für die vorgestellten Unternehmen: Sie haben den Anspruch, die Welt ein wenig besser zu machen – jedes auf seine Art und im Rahmen seiner Möglichkeiten. Das folgende Buch zeigt die Vielfalt von ethisch-nachhaltigem Unternehmertum anhand konkreter Beispiele auf. Es will nicht belehren, sondern inspirieren. Denn noch sind Unternehmen mit klarer ethischer Ausrichtung in der Minderheit. Doch wie es Trisa-CEO Adrian Pfenniger formuliert: «Was wir machen, ist prinzipiell überall möglich.» ‹
 

Bernhard Ruetz: Ethisch. Nachhaltig. Erfolgreich. 
Zehn Schweizer Unternehmen und ihre Geschichten
Verlag Ars Biographica, Humlikon 2018. 
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